Mittwoch, 12. April 2017

E-Bike bauen

Meine Frau hatte schon länger ein Fahrrad mit elektrischer Unterstützung. Dementsprechend oft stellte sie auch einen Antrag auf eine Radtour. Leidvoll erinnere ich mich an eine Tour zu einem Kloster am Berg, in dessen Souvenirshop ich neu eingekleidet werden musste, weil mein Outfit komplett durchgeschwitzt war. Wie ein Satellit kreiste Sie auf der Bergwertung mit ihren E-Bike um mich herum und versuchte mit Sprüchen wie "Ich weiß nicht was du hast, so steil ist es ja gar nicht...." auch noch den letzen Schweiß aus mir raus zu pressen.
Als ich dann noch den Kindersitz an meinem Rad montieren musste (Dank des Akkus passt er nicht auf ihr E-Bike) war für mich der Zenit erreicht, und ich musste das Gleichgewicht der Ehe wieder herstellen. Ich baute mir also auch ein elektrisches Fahrrad, nur mit deutlich mehr Leistung als ein Standard E-Bike. Das Imperium schlägt zurück!



Natürlich wäre es übertrieben gewesen alles selbst zu bauen. Ebenfalls überlegte ich ein fertiges Rad zu kaufen. Allerdings kosten die Räder mit entsprechender Qualität über 2000€ und ich besaß ein gutes, wenig benutztes und hochwertiges Rad der Marke KTM. Ein Umbausatz musste daher her.


Die sind nicht mal arg teuer und schlagen mit ca. 350,- zu Buche. Anders schaut es beim Akku aus. Der kostet gut und gern gleich das Doppelte. Selbstverständlich habe ich auch überlegt letzteren selber zu Bauen. Die einzelnen Zellen hätte aber in etwa das gleiche wie der fertige Akku gekostet und daher habe ich mir den Aufwand gespart.
Empfehlungen für einen Shop gebe ich an dieser Stelle nicht ab, da ich mit dem Shop, bei dem ich kaufte, mit dem Service nicht ganz zufrieden war.

Der Umbausatz....
... besteht aus:

  • Reifen mit Motor (1000W)
  • Akku und Ladegerät
  • Wechselrichter / Controller
  • Bremshebel mit Schalter
  • Display und Bedieneinheit
  • "Gasgriff mit Zündschloss"
  • Tretsensor und Geschwindigkeitssensor
In Summe kostet der Umbausatz mit Lithium Ionen Akku (48V /17,6Ah) etwas über 1000€.

Natürlich gibt es einen Umbausatz auch fürs Vorderrad, was den Umbau vereinfachen würde, allerdings hat ein Frontmotor auch schlechtere Fahreigenschaften. Daher Heckmotor. Ein Mittelmotor wäre natürlich die beste Option, allerdings ist dieser nicht als Umbausatz erhältlich bzw. gestaltet sich dieser deutlich komplizierter.

Werkzeug

90% des Umbaus lassen sich mit normalem Werkzeug bewältigen. Aber es ist auch einiges an Spezialwerkzeug nötig. Ich habe mir daher einen Werkzeugkoffer speziell für Fahrräder zugelegt, mit dem ich alle Arbeiten erledigen konnte.



Motor montieren

Das Heckrad wird fix fertig mit eingespeichtem Motor und Zahnkranz geliefert. Allerdings war der gelieferte Reifen mit 7 Ritzel und nicht mit 8 wie mein alter Reifen ausgestattet. Es macht keinen Sinn den Zahnkranz zu tauschen, da in dem mit Motor auch noch der Rücktritt integriert ist. Ich hab's probiert hat aber nicht funktioniert, auch ein Radprofi hat einen Blick drauf geworfen. Es geht nicht.
Es müssen die Schalthebel getauscht werden.
Der alte Reifen muss natürlich runter.


Dabei ist drauf zu achten, dass das Kabel, welches an der Nabe raus kommt, in die richtige Richtung schaut, um es später am Rahmen befestigen zu können.

Akku

Es wäre natürlich am beste, wenn den Akku in der Mitte des Rades am Rahmen zu montieren, und das dazu möglichst weit unten. Allerdings ist mir diesbezüglich keine brauchbare Montage eingefallen und daher ist bei mir der Akku über dem Hinterrad verbaut.
Mein Geländerad hatte keinen Gepäcktrager, weshalb ich einen neuen montieren musste. Das war aber noch der leichte Teil der Übung.
Mit dem Akku wird ein Montageblech mitgeliefert, auf das später der Akku aufgeschoben werden kann und via Schlüssel versperrt wird.


Um das Blech am Gepäcktrager zu befestigen war schon mehr Hirnschmalz notwendig, da der Träger eine leichte Wölbung aufwies. Übrigens muss auch der Bügel samt Federn vom Gepäckträger entfernt werden.
Der Träger ist aus 12mm Alu-Rohren zusammengeschweißt. Darum habe ich mir Seilklemmen aus Edelstahl gekauft, welche ich entsprechend rund gefeilt habe, damit sie auf den Träger passen (linke Klemme).

Natürlich muss auch das Montageblech entsprechend gebohrt werden. Bitte macht nicht den gleichen Fehler wie ich und setzt eine Seilklemme direkt vor dem Loch in das das Schloss des Akkus einrastet.




Bremshebel und Bedienelemente

Wie schon erwähnt mussten in meinem Fall auch die Schalthebel getauscht werden. Mein altes Rad hatte 8 Ritzel am Hinterrad, das neue Rad nur 7. Ebenfalls werden die Bremshebel getauscht, welche jetzt einen Schalter inkludiert haben, damit beim Bremsen sofort der Motor abgeschaltet wird.
Das Wichtigste sind aber die neuen Griffe, wobei einer Zündschloss und Gasgriff beinhaltet.
Um die alten Griffe Lösen zu können habe ich einen kleinen Trick angewandt. Man muss zwischen Gummigriff und Metallstange etwas Schmiermittel bringen, damit sich die Griffe besser lösen lassen.









Schalthebel

Am innersten habe ich die neuen Schalthebel montiert (3x7Gang). Aufgrund der neuen Griffe können diese nicht in ihrer normalen Position verbaut werden, also an der Unterseite. Das Zündschloss wäre im Weg. Also wurden die Schalthebel an der Oberseite montiert. Schalten ist so auch kein Problem, es benötigt allerdings eine kleine Eingewöhnungsphase, vor allem weil die Schaltung für den großen Zahnkranz jetzt rechts und jene für die Ritzel jetzt links sitzt.
















Bremshebel

Bei dem Bremshebel wird der Seilzug zuerst bei den alten Hebel ausgehängt und kann dann in die neuen Hebel eingehängt werden. Das geht relativ easy.



Griffe

Die Griffe werden einfach aufgeschoben und festgeschraubt. Ebenfalls sollte auf das Display und die Taster nicht vergessen werden.



Tretsensor

Der Tretsensor macht das Elektrofahrrad erst zum E-Bike. Mittels diesen registriert der Controller eine Tretbewegung und unterstützt mit elektrischer Energie die Fortbewegung. Um diesen montieren zu können muss die Tretkurbel abgenommen werden und die linke Abdeckkappe des Tretlagers abgeschraubt werden. Wie aus den Bildern ersichtlich wird hier Spezialwerkzeug benötigt. Aber in den Fahrradwerkzeugkoffer findet man alle nötigen Werkzeuge.

Linke Kurbel abziehen:





Abdeckkappe abschrauben:













Tretsensor einbauen



Den Geschwindigkeitssensor (am Rad) habe ich nicht montiert. Lt. Anleitung kann die Geschwindigkeit auch über den Motor angezeigt werden. Da es sich wahrscheinlich um einen Asynchronmotor handelt und dieser immer einen gewissen "Schlupf" aufweist, ist diese Anzeige etwas ungenau. Für mich aber ausreichend genau.

Elektrik

Die komplette Elektrik wird in der mitgelieferten Tasche verstaut, welche einfach auf den Rahmen gehängt wird. Ich denke, ich werde mir hier etwas Schöneres einfallen lassen.






Gesetzliches

Das Fahrrad zählt natürlich lt. Straßenverkehrsordnung nicht mehr zu den eigentlichen Fahrrädern, da es einfach zu viel Leistung besitzt. Man darf also nicht einfach so damit auf öffentlichen Straßen fahren.


3 Kommentare:

  1. Sehr cooles Projekt. Könntest du damit eigentlich eine Straßenzulassung erhalten, wenn du die Höchstgeschwindigkeit auf 25 KM/H drosseln würdest?

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  2. Mutiges Projekt, Glückwunsch! Wie macht sich das Bike denn im Alltag? Ein kleiner Erfahrungsbericht wäre schön. Vielen Dank.

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    1. Da das ist eine gute Idee. Da werde ich mal was zusammenschreiben :-)

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