Unsere deutschen Nachbarn haben es da etwas einfacher als wir Österreicher. Dort werden generell alle Programme, egal ob öffentlich rechtliche oder Private, über Satellit oder terrestrisch, stets unverschlüsselt gesendet. Bei uns in Österreich hingegen werden alle Programme, also privat und öffentlich rechtlich, zumindest mit einer Grundverschlüsselung gesendet, egal ob diese via Satellit oder Antenne ausgestrahlt werden.
Dementsprechend müssen diese entschlüsselt werden, egal wie der Empfangsweg ist.Sat Programme empfangen und übers Netzwerk zu verteilen ist eine einfache Geschichte, dazu benötigt man lediglich einen netzwerkfähigen Satelliten Receiver. Diesen hätte ich auch schon gehabt (wie in diesen Betrag hier beschreiben), allerdings ist das Ausgabeformat/Protokoll der VU+/Dreambox Receiver auf Linux-Basis, nicht standardisiert, weshalb auch die wenigsten Empfänger damit etwas anfangen können.
Verwendet man Kodi als Mediacenter, auf einen Raspberry Pi o.ä., dann kann man zwar den Stream mit einem Add-On wieder geben, spätesten beim zweiten Mal Programm umschalten hängt sich aber der Receiver auf.
Wie es diesbezüglich bei den neueren VU+/Dreambox Modellen aussieht, kann ich nicht beantworten. Die sind mir einfach zu teuer ;-)
Allerdings funktioniert Home-sharing und Programme entschlüsseln mit diesen Geräten einwandfrei.
Bei Home-sharing können alle fähigen Satelliten Receiver die SAT-Karte (ORF, Sky,...) vom "Server"-Receiver mit verwenden. Somit benötigt man nur mehr lediglich eine Karte pro Haushalt und kann auf mehreren Geräten gleichzeitig schauen. Theoretisch kann die Karte auch über das Internet geteilt werden, aber das wäre dann illegal.
Jedenfalls muss bei dieser Lösung immer der Server-Receiver online/eingeschalten sein, um jederzeit anderen Receivern den Zugriff auf seine Karten zu gewähren. Im Falle des VU+ Duo sind das dann aber nicht so unerhebliche Stromkosten. Immerhin braucht die Kiste 20W im Aktiv-Standby....
Das und die fehlende Kompatibilität zu anderen Geräten hat mich dann zu bewegt mir eine andere Lösung zu suchen.
Sat over IP
Sat>IP wie der Name schon sagt, überträgt diese Technologie den Sat-Stream standardisiert über das IP-(Heim)Netzwerk.
Die meisten neueren Fernseher können mit diesem Standard umgehen und die Programme auch anzeigen. Auch über Kodi kann man hier komfortabel fernsehen.
Hätte man nicht das Problem, die Sender entschlüsseln zu müssen, würde man lediglich einen fähigen Sat-Receiver benötigen.
Sat Receiver mit SAT>IP
Begonnen habe ich mit den Telestar Digibit Twin, welche es relativ günstig am Gebrauchtmarkt gibt.
Finger weg! - sage ich nur. Das Gerät hat zwei Satelliteneingänge, einen Netzwerkanschluss und ist gedacht für die versteckte Montage. Allerdings dürfte das Gerät massiv an Qualitätsmängel leiden. Jedenfalls war es nur sehr schwierig möglich dem Ding ein Signal zu entlocken. Es hat dem Anschein, als wäre irgendwo ein Wackelkontakt. Liest man sich die Bewertungen auf Amazon durch, erkennt man recht Schnell, dass da System dahinter steckt und ich nicht der einzige mit Problemen bin.
Mein Entwickler-Herz hat mir dann keine Ruhe gelassen, und ich wollte das Teil reparieren. Dazu habe ich mit einem Heißluftfön die Platine probiert erneut zu löten.
Das brachte auch Erfolg, dieser währte allerdings nicht lange. Alle Sender wurden erkannt, und abgespielt. Als der Telestar dann jedoch wieder komplett abgekühlt war, verhielt es sich wie zuvor.
Entweder treten auf der Platine thermische Spannungen auf, oder es ist ein anderer Effekt, den ich noch nicht raus gefunden habe.
Alle Mühe umsonst.
Um etwa das gleiche Geld, bzw. unwesentlich mehr, bekommt man den Xoro SAT-IP Server 8100 mit insgesamt 4 Eingängen und kann 8(!) Kanäle gleichzeitig streamen - funktioniert wirklich, ich habs probiert.
Das Gerät schließt man entsprechend an seine Satellitenanlage, Netzwerk und Stromnetz an und es funktioniert echt problemlos. So soll es sein.
Ich habe den Xoro übrigens im Keller stehen. Beim Renovieren hatte ich zwar daran gedacht, ein SAT-Kabel in den Party-Raum zu legen, allerdings nur eines und das ist genau 3 zu wenig um den Receiver voll nutzen zu können. Noch dazu liegt das Kabel in nur einem 20mm-Flex-Schlauch, wodurch sich nicht mal mehr ein zweites Coax-Kabel einziehen lässt. Aber es gibt für genau diesen Zweck extra dünne SAT-Kabel welche lediglich 4mm dick sind. Somit passen auch 4 Kabel durch den Schlauch.
In Summe ist bei mir jedes der 4 Kabel 10 Meter lang und es kommt zu keinen Einbusen. Anschlussdosen montieren und fertig ist der 4-fach Anschluss.
Übrigens benötigen diese Kabel auch dünnere F-Stecker
Da der Satellitenreceiver einen Netzwerkanschluss hat, also kein USB-Tuner ist, war es in meinem Fall auch nicht nötig, die Sat-Kabel zum Technikschrank zu legen, indem sich mein Home-Server befindet. Im Party-Raum gibt es eine Netzwerk-Unterverteilung und dadurch auch einen Netzwerkanschluss. Nun steht das Gerät unsichtbar oben am Schrank.
Wenn man keine Programme entschlüsseln muss, wärs das auch schon gewesen. Die meisten Fernseher können mit einem derartigen Sat>IP Format problemlos umgehen und es würde reichen, diese mit dem gleichen Netzwerk zu verbinden.
Programme entschlüsseln
Jetzt kommt der Moment wo der Affe ins Wasser springt - würde man bei uns in Niederösterreich sagen. Wenn es selbst billigst Satelliten Receiver zusammen bringen, Programme via Karte zu entschlüsseln, sollte es doch ein einigermaßen potenter Server locker können.
Ja kann er und das sogar ohne die Beschränkungen die ein CI+ Modul mit sich bringen würde. Generell rate ich davon ab, CI+ Module zu verwenden, da ich sie zum einen völlig überteuert finde und zum anderen dem Endverbraucher im Gegensatz zu den CI (ohne +) faktisch nur Nachteile bringen (Artikel).
Weiter mit der eigentlichen Materie: OSCam heißt das Zauberwort (Open Source Conditional Access Module). So heißt die Software, welche die Kommunikation mit SAT-Karte übernimmt. Zusätzlich wird noch ein Kartenleser benötigt.
Der Kartenleser wird via USB mit dem Server verbunden. Rechenleistung, etc. benötigt OSCam nicht viel und würde auch selbst neben anderen Anwendungen auf einen Raspberry Pi laufen. Wie man OSCam richtig auf einem Ubuntu-Server installiert, hat ein Blogger-Kollege von mir bereits hier recht ausführlich beschrieben. Ich habe mich größtenteils (...) daran gehalten.
Einstellungen für die ORF-Karte am Kartenleser: 5V; Phönix; 3,579MHz; egal.
Hat man jetzt noch ein paar Linux-Satellitenreceiver ála VU+/Dreambox, können diese ebenfalls auf diese SAT-KArte (ORF, Sky, und und und) als Clients mitverwenden. Selbst CCCam funktioniert mit OSCam.
Das war bei mir der Zwischenstand, denn alles an einem Tag habe ich nicht geschafft und der WAF (Woman acceptance factor) wäre ohne ORF nicht hoch gewesen ....
Ein wenig fit mit Linux sollte man aber schon sein, wenn man so einen Server aufsetzt. Bei einem Proxmox-Container muss der Kartenleser vom Host durchgeschliffen (passthrough) werden.
Die ORF Karte und der Reader müssen entsprechend in der oscam.server Datei konfiguriert werden. Das Digital Eliteboard hilft hier weiter.
TVheadend
Die open source Software übernimmt die Verwaltung der Programme, Kommunikation mit OSCAM, Aufnahmefunktionen, Kommunikation mit dem Endgeräten usw usw.... Ebenso werden hier die Senderlisten erstellt und die Aufnahmen verwaltet. Ein sehr umfangreiches Programm, welches über eine Web-Oberfläche gesteuert wird. Die Zentrale des Systems.
Installiert man Tvheadend auf Proxmox und möchte eine externe Netzwerkfestplatte (NAS) als Aufnahmemedium verwenden, sollte ein privilegierter Container verwendet und das Aufnahmelaufwerk gemountet werden.
Wie die Software installiert wird, hat Daniel von ApfelCast in einem Video dokumentiert.
Bis auf ein paar Zugriffsrechte hat die Installation bei mir einwandfrei geklappt. Auch hier gilt: Linux-Kenntnisse von Vorteil. Und wenn man noch keine hat, kann man sie jetzt lernen 😎
Unter Configuration/CAs muss dann nur mehr der OSCam Server eingetragen werden.
Wer mag, kann noch den Videorecorder und Timeshift einrichten.
Wiedergabe
Meine Fernseher sind alle schon etwas älter. Apps am TV? Fehlanzeige! Ein Raspberry Pi mit LibreELEC, also Kodi, erledigt die Wiedergabe der TV-Sender und auch der Filme auf der Netzwerkfestplatte. Jetzt sind meine TVs auch wieder "Smart".
Will man die Full HD Sender übers WLAN übertragen sollte man mindestens einen Raspberry Pi 3B+ verwenden, da bei den älteren Modellen das die Wifi-Einheit zu schwach ist. Darum sollte auch WLAN AC zu Hause schon Einzug gehalten haben. Wenn nicht gibt es auch hier eine kostengünstige Lösung: einen Accespoint über Kabel mit dem Router verbinden. Die AVM's haben hier eindeutig die Nase vorn, was die Signalstärke betrifft. Der Aufpreis zahlt sich in jedem Fall aus.
Kodi:
Jellyfin:
Fazit
Nach 2 Monaten Betrieb bin ich echt begeistert von dem System. Lediglich das Einrichten ist etwas zeitaufwendig und vielleicht auch etwas mühsam, bis dann wirklich alles läuft. Aber wenn man mal soweit ist, muss man sich nicht mehr darum kümmern. Es läuft einfach....fehlerfrei. Meiner Meinung nach ist diese Art des Fernsehempfangs die Zukunft. Denn wer will sich schon für jeden TV und Videorecorder eine eigene Karte SAT/TV Karte leisten? Das System ist absolut nicht mehr zeitgemäß.
Bleibt generell die Frage wie lange sich das traditionelle satelliten- oder terrestrische Fernsehen noch gegenüber den Streaming-Diensten behaupten kann...
Super Beitrag,. Danke!
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