Mittwoch, 21. August 2019

Witterungsbeständige Fichte

Wir verbrachten unseren heurigen Sommerurlaub im wunderschönen Bregenzerwald in Vorarlberg/Österreich. Dort werden, wie es früher üblich war, die Fassaden teilweise noch immer mit Holzschindeln verkleidet. Meine ursprüngliche Vermutung, dass es sich bei diesen Hölzern um Lärche handeln muss, wurde ich bei einer geführten Ortsrunde eines Besseren belehrt: Es handelt sich um Fichte.

Noch dazu gibt der Hersteller der Schindeln 100 Jahre (!!!) Garantie auf die Fassade. Wie das möglich ist, wurde ebenfalls erläutert. Am Dach endet die Lebensdauer aber schon nach 35 Jahren.

Natürlich ist nicht jeder Baum dafür geeignet, um Schindeln her zu stellen. Es muss schon eine langsam gewachsene Fichte sein. Ein Indiz für langsamen Wachstum findet man in den Jahresringen der Bäume, welche nahe der Alpinen Baumgrenze ab etwa 1500-2000m Seehöhe wachsen. Hier beträgt die Dicke eines Jahresringes etwa 1mm während ein Baum, welcher in Tal gewachsen ist, es auf etwa 4mm schafft.












Das langsam gewachsene Holz ist nicht nur deutlich härter, sondern auch rissfester und formstabiler als schnell gewachsenes.

Herstellung der Schindel

Aus dem Baumstamm werden Rundlinge mit der Motorsäge geschnitten.

Danach werden aus den Rundlingen mit einem Spalter die Astwurzeln raus gespalten, da hier Verwerfungen im Holz auftreten.
















Danach werden aus den "Tortenecken" 4-5mm dicke Schindeln abgespalten. Hier darf nicht gesägt werden, da dies die Struktur des Holzes zerstören würde. Die einzelnen Wasserkanäle im Holz würden so freigelegt werden, wodurch wiederum Regenwasser eindringen könnte, was sich negativ auf die Lebensdauer auswirkt.

Nach dem Spalten werden die Rohlinge auf Größe bzw. in Form gesägt. Ob die Schindeln rechteckig bleiben oder abgerundet werden ist natürlich auch eine Preisfrage.

Montage

Bei Neubauten wird das Haus mit zölligen, sägerauen Brettern verkleidet, auf welche dann die Schindeln genagelt werden. Früher geschah das noch händisch, mittlerweile kommen Druckluftnagler zum Einsatz.


Leider war es mir mit dem Handy nicht möglich ein besseres Bild zu schießen. Es Hat aber etwa 1,5 Tage gedauert, bis die eine Seite des Hauses mit Schindeln bedeckt war.

In mehreren Lagen werden die Schindeln genagelt.








2 Kommentare:

  1. Schöner Bericht. Ein ähnliches Haus haben wir im letzten Jahr im Kleinwalsertal gesehen. und was mir heuer im Zillertal wieder aufgefallen ist: Das Holz aus dem Alpenraum ist mit unseren "Flachlandgewächsen" nicht zu vergleichen. Das alpine Holz ist viel dichter, schwerer, stabiler.

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    1. Ja da hast du recht, und in jeder Ecke steht ein Sägewerk. Dort Holz kaufen ist echt easy!

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